Kapitel 3 - Zuviel Zeit am Spielfeldrand
Kapitel 3
Zuviel Zeit am Spielfeldrand
Als siegreiche Vereinsmannschaft die so ziemlich jeden Gegner weg haut wird es natürlich auch irgendwann mal langweilig. Immerhin sind wir schon seit gut einem Jahr erfolgreich. Das Training zeckt die Zuschauer auch nicht mehr besonders an und eigentlich ist es auch zu intensiv , denn da wir ja sowieso immer gewinnen MÜSSTEN WIR JA EIGENTLICH NICHT MEHR SO HART TRAINIEREN . Außerdem ist es ja schon das 3 Fußballjahr(mit Welpen-schule ja eigentlich schon 3,5 Jahre) und es fehlt den freiwilligen Zuschauern der Pep. Irgendwie auch nachvollziehbar.
Mal ehrlich ! Du bringst dein Kind 2-3 mal die Woche zum Training. Es lohnt sich nicht in der Zeit nach Hause zu gehen oder was anderes zu machen (hörte ich jedenfalls immer). Und wenn du nicht gerade ein wirklicher Fußballexperte bist , erkennst du auch nicht die vielseitigen Trainingsmethoden , sondern siehst immer nur das Gleiche. Irgendwie was mit Kindern und Ball.
Dir wird also langweilig. Und was bietet sich da denn besseres an, als sich mit den Gleichgesinnten neben dir zu unterhalten. Erst wird über das Wetter gequatscht, dann über privates und schneller als Winnetou und Old Shatterhand bist du Blutsbruder mit dem Anderen. Du bekommst eine zusätzliche „Fußballfamilie“. So trifft man sich privat und macht und tut. Und alles ist sooooo schön. Aber es gehen die Themen aus und die überschwängliche Freude bei jeder Begrüßung wird zum Alltag. Es droht schon wieder das Gefühl der Langeweile so rund um den Fußball. Da muss doch was passieren! Und so fängt man sich locker an über die Vorgehensweisen des Übungsleiters zu unterhalten.
Und siehe da – es wird wieder interessant ! Da haben sich doch zwei gefunden denen das gleiche aufgefallen ist. Es sind Fehler seitens des Trainers zu bereden. Natürlich nichts schlimmes. Halt nur mal so! Und plötzlich wird es wieder interessant und man ist sich einer Meinung. Selbstverständlich nur unter sich. Der Trainer erkennt die ersten Anzeichen und versucht den Anfängen zu wehren. Aber es ist ja alles in Butter laut der neu gegründeten Allianz. Also okay denkst du dir und lässt es am Rande laufen. Und irgendwann wird es halt deutlich hörbar ( natürlich unter vorgehaltener Hand ) , dass es besser laufen könnte in der Mannschaft ?! Zum Glück verfliegt dieser Eindruck recht schnell , da in der neu gegründete Allianz ein bisschen Meinungsverschiedenheiten auftreten. Da hat doch der Schlingel von Trainer das eine Kind aus der neuen Allianz aufgestellt und das andere Kind nicht . Selbstverständlich ist das Elternteil vom nominierten Spieler wieder dufte mit dem Trainer und kann das Gezicke vom von den anderen maulenden Eltern überhaupt nicht verstehen ! Na Logo.... ist klar !!!
Und glücklicherweise gewinnt das Team ja immer noch alle Spiele . Es wird zwar noch ein 19 : 0 gegen den 1.FC Union gefeiert , aber irgendwie ist es halt nicht der WM Titel. Dieser Zustand hat sich über die gesamte F – Jugendzeit gehalten und mir wurde immer bewusster , dass es hier jetzt nicht mehr wirklich um die sogenannte Ausbildung im Kleinfeldbereich geht. Dennoch gab ich mir Mühe den Jungs ungeachtet von der Außeneinwirkung , das Bestmögliche mitzugeben.
Und so vergingen 2 Jahre im F – Jugendbereich die mich immer mehr auf Abstand zur gemütlichen Fußballfamilie brachten.
Zur Winterzeit der F1 Runde kam dann auch noch Hertha BSC dazu. Es begann für den Jahrgang 2006 das Sichtungstraining für die spätere Hertha Elite. Als ich dann mal ganz spontan beim Sichtungstraining vorbeischaute entdeckte ich dort zufälligerweise 3 meiner Jungs zum Sichtungstraining. Als ich die Eltern darauf ansprach , wurde mir mitgeteilt das es nur so zum Spaß ist. Na gut , ein Elternteil was sich über die häufige Trainingsanzahl bei mir in der F – Jugend beschwerte , habe ich dann auch gleich nahe gelegt bei Hertha zu bleiben und den Rest der Truppe habe ich die freie Wahl gelassen. Jedenfalls nahmen die Heucheleien und der Trubel um den Jugendfußball enorm zu.
Dennoch liefen die beiden F-Jugendjahre relativ entspannt ab und aufgrund der gewonnenen Events war Trainer Micha immer noch der Beste. Und obwohl deutlich zu spüren war das alle meine Jungs eine Profikarriere vor sich haben und die Elternschaften schon ihre Rentenabsicherung in der Tasche hatten, war es eigentlich noch die harmloseste Zeit für einen ehrenamtlichen Jugendtrainer . Ab der E – Jugend wurde es wesentlich dramatischer. Die Ereignisse überschlugen sich und die ersten Vereinswechsel gingen über die Bühne. Der Kampf sein Kind gut zu positionieren und noch einige andere Aktivitäten einiger bemühter Elternteile erfahrt ihr in Ausgabe 4 .